Deutsche Bundesregierung in der Mitverantwortung
Pressemitteilung vom 14. Juni 2015

Wien, 14. Juni 2015: Am Samstag, 13. Juni 2015, riss in Deutschland, im Kreis Neckar-Odenwald, ein Zirkuselefant aus und tötete einen 65-jährigen Spaziergänger. Die Tragödie wird die Diskussion über die Frage, ob die Haltung von Wildtieren in Zirkussen noch zeitgemäß ist, neu entfachen und Tierschutzorganisationen reagieren entsprechend. Nicolas Entrup, Gründer der in Wien ansässigen Kampagnenagentur SHIFTING VALUES, mitverantwortlich für das Wildtierhalteverbot in Zirkussen in Österreich (seit dem Jahr 2005) und Autor einer Studie über Unfälle mit Wildtieren in Zirkussen Ende der 1990er Jahre, kommentiert die Tragödie und sieht eine Mitverantwortung der deutschen Regierung!

„Unfälle mit Wildtieren, die in Zirkusunternehmen gehalten werden, sind keine Überraschung, sondern vorprogrammiert. Eine mobile Haltungseinrichtung kann weder für die Sicherheit von Mensch und Tier sorgen, noch eine tiergerechte Haltung ermöglichen“, fasst Entrup die Eckpunkte der Kritik zusammen.

Im Jahr 1998 war Entrup Co-Autor der für die Tierschutzorganisation RespekTiere im Auftrag der Wiener Umweltanwaltschaft erstellten Studie „Unfälle mit (Wild)tieren in Zirkusunternehmen“. Die Studie listete 32 dokumentierte Unfälle im Zeitraum von 27 Jahren mit Tieren in Zirkussen in Österreich, sowie 70 Unfälle international innerhalb von 6 ½ Jahren von denen 47% (33 Unfälle) von Elefanten verursacht wurden. 11 von Elefanten verursachte Unfälle endeten tödlich. Die Studie kam zu dem Schluss, dass mobile Einrichtungen, wie beispielsweise Zirkusse, die Sicherheit für Mensch und Tier nicht gewährleisten können.

„Die Debatte über ein Wildtierhalteverbot in Zirkussen in Deutschland dauert seit Jahren an. Die verantwortlichen Entscheidungsträger kennen die Faktenlage, doch sie agieren nicht. Eine Paarung aus Unfähigkeit, Opportunismus und Apathie gegenüber der Frage „wohin mit den beschlagnahmten Tieren“, die ein Halteverbot in Zirkussen zur Folge hätte, sind verantwortlich dafür, dass es bislang keine Konsequenzen gab“, sagt Entrup und ergänzt: „Ich sehe da eine Mitschuld der Bundesregierung, denn niemand kann sagen, die Problematik nicht zu kennen. Rechtliche Schritte wären angebracht und ich hoffe, dass Tierschutzorganisationen alle juristischen Mittel ausschöpfen.“

Anfang der 1990er Jahre regte Nicolas Entrup, damals Mitarbeiter der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN, gemeinsam mit der damaligen Umweltanwältin, Dr. Karin Büchl-Krammerstätter, heutige Leiterin der Wiener Natur- und Artenschutzbehörde MA 22, die Ausarbeitung von Richtlinien zur Haltung von Wildtieren in Zirkussen an. Diese Publikation führte letztendlich zu einer die Bundesländer übergreifenden Vereinbarung, die Wildtierhaltung in Zirkussen zu verbieten.

„Mit dem Wissen, das wir heute über die Ansprüche und Bedürfnisse von Wildtieren haben, ist eine Haltung von Wildtieren in Zirkussen im 21. Jahrhundert nicht mehr zu verantworten. Das war auch bereits vor 20 Jahren der Kenntnisstand, doch viele Länder sind dem positiven Beispiel Österreichs bisher nicht gefolgt. Traurig!“, zieht Entrup Bilanz.

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SHIFTING VALUES ist eine in Wien ansässige Agentur, die sich dem Wertewandel im Tier-, Arten- und Umweltschutz verschrieben hat. Kooperationspartner und Auftraggeber sind u.a. die amerikanischen Organisationen Humane Society International und NRDC, die Schweizer Organisation OceanCare, sowie auch die Tierschutzombudsstelle Wien.

Für weitere Informationen:
Nicolas Entrup, T. 0660 211 9963, E-Mail: N.entrup@shiftingvalues.com