Der Schweizer Nationalrat diskutiert über ein Importverbot von Trophäen gefährdeter Tierarten – eine großartige Initiative mit Vorbildcharakter für andere Staaten. Vor knapp einem Jahr resultierte die Tötung des streng geschützten Symbollöwen Cecile durch einen US-amerikanischen Trophäenjäger in einem internationalen Aufschrei der Entrüstung. Die Diskussion über den Sinn der Trophäenjagd beschäftigte auch zahlreiche Regierungen und Parlamente. Konkrete Maßnahmen gab es jedoch selten. In der Schweiz könnte dies nun anders werden.

Details entnehmen Sie bitte der aktuellen Pressemitteilung der Schweizer Meeresschutzorganisation OceanCare, die sich nicht zuletzt auf Grund der fortwährenden Sport- und Freizeitjagd auf Eisbären in Kanada für ein solches Importverbot stark macht.

Medienmitteilung vom 18. Mai 2016

Sommersession 2016: Motion „Importverbot für Jagdtrophäen“ voraussichtlich behandelt

Lebendiges Wildtier oder staubige Trophäe: Fällt die Schweiz einen zeitgemäßen Entscheid?

Wädenswil, 18. Mai 2016. Nun sind die Bewohner der Arche Noah im Visier. Selbst international geschützte Arten wie Eisbären, Löwen, Elefanten und Großhaie werden auf Jagdsafaris jährlich zu Tausenden getötet. Auch Schweizerinnen und Schweizer reisen rund um den Globus und erlegen gefährdete Tiere, die sie als makabere Trophäen mit nach Hause bringen. OceanCare, die Stiftung für das Tier im Recht, Animal Trust und Pro Wildlife fordern gemeinsam mit Nationalrätin Maya Graf von der Schweiz den zeitgemäßen Entscheid, die Ein- und Durchfuhr von Tiertrophäen hierzulande zu verbieten. Denn erst die Trophäe macht die Großwildjagd attraktiv.

Gegenwärtig können Schweizerinnen und Schweizer nach der Jagdsafari problemlos mit erlegten Wildtieren in die Schweiz einreisen. Dies auch, wenn die Tiere international geschützt oder stark bedroht sind. Maya Graf hat eine Motion für ein Importverbot für Jagdtrophäen von der ehemaligen Nationalrätin Aline Trede übernommen. Der Vorstoß wird voraussichtlich in der Sommersession, die vom 30. Mai bis 17. Juni dauert, im Nationalrat behandelt und wird durch eine Petition von OceanCare und weiteren Verbänden unterstützt.

Trophäenjagd ist kein Bagatellproblem

Die Trophäenjagd auf Wildtiere boomt weltweit. In Afrika werden jährlich über 100‘000 Wildtiere getötet, darunter international geschützte Arten wie Löwen, Elefanten, Nashörner und Leoparden. Auch der Eisbär ist im Visier der Jäger. Allein in Kanada werden 700 Tiere jährlich für den Handel mit Fellen, Krallen und Zähnen getötet. Nach der Klimaerwärmung stellt die Jagd die größte Gefährdung für die Eisbären dar.

Dass auch in der Schweiz ein Interesse an Tiertrophäen besteht, zeigen die Zahlen des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES, das den internationalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten kontrolliert. Die CITES-Datenbank erfasst sämtliche Importe und Exporte von bedrohten Tierarten. Insgesamt werden in der Schweiz pro Jahr 50 bis 100 Trophäen von Arten eingeführt, die unter die CITES-Bestimmungen fallen. Diese Einfuhren sind legal, sofern sie die nötigen Bewilligungen erhalten und Kontrollen erfüllt haben, auch wenn sie aus Jagden stammen, die nicht schweizerischen Maßstäben für Tierschutz und Ethik entsprechen.

„CITES regelt den kommerziellen Handel mit geschützten Arten. Tiertrophäen von geschützten Arten gelten als nicht kommerziell und dürfen legal in die Schweiz eingeführt werden. CITES sieht aber vor, dass Länder strengere Regelungen erlassen können. Deshalb fordern wir von der Schweiz, von diesem Recht Gebrauch zu machen und das Schlupfloch zu stopfen“, sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare.
Zwar machen die Schweizer Importzahlen im Vergleich zu den weltweit größten Tiertrophäen-Importeuren USA und EU nur einen Bruchteil aus, doch gilt es zu bedenken, dass bei geschützten Arten jedes einzelne Tier für den Fortbestand zählt. Außerdem gehen mit der Trophäenjagd – neben dem Artenschutzproblem – auch Tierquälerei, Korruption, Landenteignung, illegaler Handel und Schmuggel einher.

Zeitgemäßer Entscheid mit Symbolcharakter nötig

Zahlreiche Länder haben bereits erkannt, dass die Trophäenjagd das Überleben wichtiger Tierbestände gefährdet. So haben Australien und Frankreich im letzten Jahr ein Importverbot für Löwentrophäen erlassen. Auch die niederländische Regierung hat kürzlich aus ethischen Gründen das umfassendste Importverbot der EU verabschiedet. Die Liste der verbotenen Trophäen umfasst neu 200 Arten verschiedener Wildtiere, welche nicht mehr in die Niederlande eingeführt werden dürfen. Dass ein Verbot von Tiertrophäen der Großwildjagd ihren Reiz nimmt, haben auch 134 Europaparlamentarier erkannt und gefordert, dass die Einfuhrbestimmungen in die EU markant verschärft werden.
OceanCare geht aber noch einen Schritt weiter und fordert ein konsequentes Importverbot für alle Tiertrophäen gefährdeter Arten. „Mit einem generellen Importverbot von Jagdtrophäen würde die Schweiz einen zeitgemäßen Entscheid mit Symbolcharakter fällen und eine wichtige internationale Vorreiterrolle übernehmen“, sagt Nicolas Entrup, Konsulent für OceanCare.

Sollte die Motion bereits in der Sommersession behandelt werden, wird OceanCare die Petitionsunterschriften vorgängig dem Schweizer Parlament überreichen.

Medienkontakt
Sigrid Lüber, Präsidentin OceanCare, Wädenswil. T: (+41) 44 780 66 88, M: (+41) 79 475 26 87. slueber@oceancare.org
Nicolas Entrup, Konsulent für OceanCare. T: (+43) 660 211 9963. n.entrup@shiftingvalues.com